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Heimat


Aus: "Das Königreich Böhmen"
für Schönau und Ohorn, Kreis Luditz

 
  In den Jahren 1833 bis 1849 erschien das 16-bändige Werk von Johann Gottfried Sommer (und seiner Mitarbeiter) über "Das Königreich Böhmen; statistisch-topographisch dargestellt". Für den nur auf Namenslinien erpichten Familienforscher ist dieses Werk vielleicht weniger interessant, da es die damaligen böhmischen (Grund-)Herrschaften "statistisch-topographisch" beschreibt.
In den ausführlichen Beschreibungen der einzelnen Herrschaften findet man aber neben deren topografischen, geografischen und wirtschaftlichen Daten auch geschichtliche Informationen.

Anmerkungen:


Die einzelnen 16 Bände (und ihr Erscheinungsjahr) sind:

 1. Band: Leitmeritzer Kreis   (1833)
 2. Band: Bunzlauer    Kreis   (1834)
 3. Band: Bidschower   Kreis   (1835)
 4. Band: Königgrätzer Kreis   (1836)
 5. Band: Chrudimer    Kreis   (1837)
 6. Band: Pilsner      Kreis   (1838)
 7. Band: Klattauer    Kreis   (1839)
 8. Band: Prachiner    Kreis   (1840)
 9. Band: Budweiser    Kreis   (1841)
10. Band: Taborer      Kreis   (1842)
11. Band: C^aslauer    Kreis   (1843)
12. Band: Kaur^imer    Kreis   (1844)
13. Band: Rakonitzer   Kreis   (1845)
14. Band: Saazer       Kreis   (1846)
15. Band: Elbogener    Kreis   (1847)
16. Band: Berauner     Kreis   (1849)
Die Bände enthalten an ihrem Ende teilweise ein zugehöriges Ortsnamenregister oder andere interessante Anhänge.
 

Es folgt ein Auszug aus dem Band 15 (Elbogener Kreis; ab Seite 152), nämlich der Abschnitt über die Herrschaft Gießhübel. Bei den zur Herrschaft Gießhübel gehörenden einzelnen Orten übernehme ich aber (wie schon bei den Seelenlisten von 1651 und der Steuerrolle von 1654) den vollen Originaltext [samt meiner zusätzlichen Erklärungen zu Abkürzungen] nur für die kleinen Ortschaften Schönau (aus Seite 158) und Ohorn (aus Seite 161).

Diese beiden Ortsbeschreibungen sollen dem interessierten Leser als Beispiele dienen. Sie sind allerdings ziemlich kurz im Vergleich zur Beschreibung der Herrschaft als solcher und zu den (nicht übernommenen) Beschreibungen einiger größerer Orte.  



Herrschaft Gießhübel.

    Die Hft. Gießhübel liegt im östlichen Theile des Kreises, größtentheils rechts von der Eger, und gränzt in Norden an die Hft. Schlackenwerth und das Gut Welchau, in Nordosten an die Hft. Duppau, in Osten an die Hft. Luk, in Südosten an das Gut Udritsch, in Süden an das Gut Teltsch und die Hft. Theusing, in Südwesten an die Hft. Petschau, in Westen an das Gebiet der Stadt Karlsbad und in Nordwesten an das Gut Dalwitz [Dallwitz].

    Sie gehört dem Ritter Wilhelm von Neuberg, gemeinschaftlich mit seiner Frau Gemahlinn Antonia, welche die Hft. am 13. Juni 1829 durch Abtretung vom vorigen Besitzer Hrn. Johann Anton Hladik erhalten haben. (S. Landtäfl. Hauptb. "Hft. Gießhübel" Litt. G. Tom. VIII. Fol. 77.)

    Die jetzige Hft. bestand im Mittelalter und bis zum Dreißigjährigen Kriege aus mehren Gütern. Namentlich wurde die eigentlich Hft. Gießhübel, welche früher Engelsberg oder Engelsburg hieß, mit der Hft. Buchau bleibend erst zwischen 1609 und 1616 vereinigt. Vom XII. bis ins XVI. Jahrh. gehörte die Hft. Buchau urkundlich den Herren von Riesenberg (Ryzmberg), welche damals auch die Hften. Luditz und Petschau besaßen. Wahrscheinlich war schon 1212, wo sich ihre Besitzungen nördlich bis Schlackenwerth erstreckten, auch Engelsburg darunter zu zählen, welches urkundlich nachweisbar 1326 dem Herrn Bores (Borsso) von Ryzmberg gehörte. Zwischen 1434 und 1437 gelangten Buchau und Engelsburg an Mathias Schlick, welcher 1442 Buchau an den Burggrafen zu Meißen, Heinrich (d. ält.) von Plauen (von der Linie Plauen-Gera) verkaufte. Dessen Erben blieben im Besitz der Hft. Buchau bis zum Jahre 1572, wo mit dem am 22. Juni verstorbenen Heinrich Fürsten zu Plauen und Burggrafen zu Meißen die Linie Plauen-Gera erlosch. Dessen Vater, Heinrich Fürst von Plauen, war kön. Oberst-Kanzler und nennt sich in einem Privilegium der Stadt Buchau vom Jahre 1544 Herr auf Engelsburg. Wer aber von 1437 bis 1544 Besitzer von Engelsburg gewesen sei, geht aus den vorhandenen Urkunden nicht hervor.

    Nach dem Tode des Fürsten Heinrich von Plauen, 1572, wurden die Hften. Buchau und Engelsburg wieder getrennt und Buchau kam durch Kauf 1573 an Adam von Steinsdorf d. ält., Herrn auf Udritsch und Teltsch, welchen 1588 sein Sohn Abraham beerbte. Im J. 1602 erscheint Hieronymus d. ält. Hrobschitzky von Hrobschitz als Herr auf Krasch, Hartenstein, Pernstein, Manetin und Buchau, und 1608 dessen Sohn Ferdinand Hrobschitzky als Herr auf Hartenstein und Buchau. Engelsburg kam 1573 an Christoph Grafen von Schlick. Wahrscheinlich durch Verheurathung mit des Letztern Tochter (? oder Schwester?) Anna Carolina Gräfinn von Schlick gelangte Engelsburg an den aus Graubündten stammenden Freiherrn Kaspar Colonna von Fels, welcher es 1575 besaß. Nach des Letztern Tode gehörte es seiner Wittwe, welche 1594 starb, worauf die Hft. 1595 der Sohn Leonard Freiherr Colonna von Fels übernahm. Nachdem er zwischen den Jahren 1609 und 1616 auch Buchau zugekauft hatte, verlor er als Theilnehmer an dem protestantischen Aufstande das Leben in der Schlacht bei Langenlois, 1620. Seine Besitzungen wurden hierauf vom königl. Fiscus eingezogen und Engelsburg, Gießhübel, Schönau und Buchau kamen durch Kauf für die Summe von 96992 Schock 1 Groschen 5 D. *) an den Grafen Hermann C^ernin von Chudenitz. Dieser erhielt 1644 die Würde eines Reichsgrafen und starb 1652. Auf ihn folgte sein Großneffe (der Enkel seines ältern Bruders) Graf Humbert (Humbrecht) C^ernin von Chudenitz, auf diesen sein Sohn Hermann Jakob, und auf diesen sein Sohn Franz Joseph. Letzterer verkaufte 1731 die Hft. an Adam Grafen von Hartig. Von diesem erbte sie 17.. sein Sohn Ludwig (Joh. Nep.) Maria Graf von Hartig, unter dem die Hft. so verschuldet wurde, daß sie 1794 gerichtlich verkauft werden mußte. Graf Johann Joseph Stiebar von Buttenheim, welcher sie meistbietend an sich brachte, war 1810 ebenfalls genöthigt, die Hft. zu Gunsten der Gläubiger gerichtlich abzutreten, und bei dieser abermaligen Versteigerung wurde sie von dem oben erwähnten Hrn. Johann Anton Hladik (für 1,070000 fl. damaliger Wiener Bankozettel) erstanden **).

    Der nutzbare Flächeninhalt ist (ohne den der Schutzstädte Buchau und Engelhaus) nach dem Katastral-Zergliederungs-Summarium:

Anmerkung: Kl.² steht für Quadratklafter

                           Dominicale.  Rusticale.   Zusammen.
                            Joch  Kl.²  Joch  Kl.²  Joch  Kl.²
                           ----------- ----------- -----------
Ackerbare Felder            1053  1116  5507  1115  6561   631
Teiche mit Äckern vergl.      36   332     2   524    38   856
Trischfelder                  27   889   566  1207   594   496
Wiesen                       824   113  2156   558  2980   671
Gärten                         9   586    65   840    74  1426
Teiche mit Wiesen vergl.      78   542     2  1225    81   167
Hutweiden etc.               202  1530   918  1184  1121  1114
Waldungen                   3966   512  2629  1491  6596   403
                           ----------- ----------- -----------
Uiberhaupt                  6198   820 11850   144 18048   964

    Davon gehören der Obrigkeit folgende Dominical-Gründe:
1000 J. [=Joch] 455 Kl.² Äcker, 36 J. 332 Kl.² Teiche mit Äckern vergl., 27 J. 828 Kl.² Trischfelder, 785 J. 1466 Kl.² Wiesen, 9 J. 586 Kl.² Gärten, 77 J. 1189 Kl.² Teiche mit Wiesen vergl., 189 J. 591 Kl.² Hutweiden etc. und 3865 J. 1396 Kl.² Waldungen, zusammen 5992 J. 442 Kl.².

    Die Oberfläche des Gebietes ist durchaus bergiges Land, welches im östlichen Theile, bei Buchau, und noch mehr im nordöstlichen, an der Duppauer Gränze, eine beträchtliche Meereshöhe erreicht, und von diesen Punkten aus einerseits nordwestlich gegen die Eger, andererseits südlich gegen die Str^ela sich abdacht. Von den zahlreichen Bergen, Hügeln und Anhöhen, die jedoch im Einzelnen keine besondere relative Höhe haben, führen einige besondere Namen, wie der Engelsberg (oder Schloßberg), bei Engelhaus, der Hungerberg, bei Buchau, der Buchberg und der Schömitzstein, bei Schömitz, der Spitzberg, bei Lappersdorf, der Burgstadler Berg, bei Olitzhaus, der Kirchenberg, bei Bergles, der Mirsberg, bei Neudörfel, die Teufelsmühle, der Pfaffenberg, der Steinberg u.a.. In geognostischer Hinsicht herrscht hier eine große Mannichfaltigkeit. Der nordöstliche Theil gehört zum Basaltgebirge; mit diesem hangen die isolirten Klingsteinmassen des Schömitzsteines und des Engelhauser Schloßberges zusammen, doch sind diese sonst ringsum von Granit umgeben, welcher sich über den westlichen Theil der Hft. verbreitet und bei Schönau und Gießhübel von Basalt begränzt wird. Bei Pürk, Bergles und Teschetitz tritt Gneus an dessen Stelle, auf welchem sich bei Buchau mehre isolirte Basaltkuppen finden. Im Egerthale ist jüngeres Gebirge abgelagert, und unter diesen Bildungen findet sich bei Satteles ein Süßwasserkalkstein, in welchem Abdrücke von Blättern vorkommen. Die höheren Gehänge des Thales bis gegen Rodisfort bestehen wieder aus Granit.

    Die Eger durchschneidet auf ihrem Laufe von Karlsbad nordöstlich nach Welchau und dem Saazer Kreise das hiesige Dominium auf eine kurze Strecke, so daß sie die am linken Ufer liegenden Dörfer Polwitz [Pullwitz] und Rittensgrün [Rittersgrün] von dem übrigen am rechten Ufer gelegenen, größeren Theile der Hft. trennt. Außerdem wird das Gebiet von zahlreichen Thälern und Vertiefungen durchfurcht, in welchen kleine Bäche, die oft nur nach anhaltendem Regen oder bei Thauwetter Wasser haben, ihren Lauf nehmen. Die bedeutendsten darunter sind der Lomitz-Bach, welcher oberhalb Rodisfort, und der Hartmannsgrüner Bach, welcher beim Eichenhof, unterhalb Schömitz, in die Eger fällt. Der Langgrüner oder Hotscheloh-Bach geht, östlich an Engelhaus vorüber, südlich auf die Hft. Petschau, wo er der Tepel [Tepl] zufließt. Von Buchau, Pürk etc. gehen kleine Bäche südwärts auf die Hften. Luditz und Theusing in die Str^ela.

    Die der Obrigkeit gehörenden Teiche sind zahlreich, im Einzelnen aber größtentheils unbedeutend. Ihre Namen sind: der Obere und Untere Lastteich (?), dann der Neuzugerichtete Teich, bei Olitzhaus, der Stadtteich, der Standner und der Ploschansky, der Obere und Untere Klingerteich, nebst 8 kleinen Teichen, bei Buchau und Teschetitz; der Seifensieder-Teich, Mühlteich, Hechtenteich, Staudenteich, der Obere und Untere Lammteich, bei Bergles; der Forellenteich, Mühlteich, Stockteich, der Große und Kleine Straßenteich, bei Taschwitz; der Woberteich, Huschkamühl-Teich, Bartteich, Kreiln-Teich und Fischbehälter, bei Buchau; der Mühlteich, bei Langgrün; der Mühlteich, bei Sollmuß [Sollmus] und der Oedteich, bei Schönau. Aus diesen Teichen, 39 an der Zahl, werden Karpfen, Hechte und Bärschlinge gewonnen. Der Dreifaltigkeitsteich bei Engelhaus, wird als Wiese benützt.

    Auch die Unterthanen haben einige kleine Teiche, die sie ebenfalls als Wiese benützen.

    Zwischen Rodisfort und Schömitz ist ein Sauerbrunnen, dessen unter dem Namen Buchsäuerling oder auch Gießhübler Sauerbrunnen allgemein bekanntes Wasser unter die vorzuüglichsten Heilquellen Böhmens gehört 3*).

    Die Volksmenge der ganzen Hft. beträgt (ohne die der Schutzstädte Buchau und Engelhaus) 6733 Seelen. Darunter befinden sich 6 Israeliten-Familien. - Die herrschende Sprache ist die teutsche.

    Die vornehmsten Ertrags- und Nahrungsquellen sind Landbau, Viehzucht und Holzhandel, außerdem Taglöhner-Arbeiten, Fuhrwerk, Holzschlag etc..

    Der Boden ist nach der höhern oder tiefern Lage der Gründe sehr verschieden. In den höheren Gegenden ist er vorherrschend sandig und liefert die gewöhnlichen Getreidearten und Hülsenfrüchet in mittelmäßiger Menge und von ziemlicher Güte. Stellenweise werden viel und sehr gute Erdäpfel gebaut. Nachtheilig ist das rauhe Klima um Buchau, Bergles etc., besonders der lange anhaltende Winter, dem Gedeihen der meisten Feldgewächse. Das wenige Obst, was in Gärten gezogen wird, erlangt selten die gehörige Reife. Milder ist das Klima im untern Gebiete der Hft., oder in den die Eger berührenden Gegenden. Auch der Boden würde bei seiner mehr lettigen Beschaffenheit dankbarer seyn, wenn er nicht durchaus mit Kies und anderen Steinen vermischt, und nicht so schwer wäre, daß in nassen Jahren zum Aufackern der Brache nicht selten 8 bis 9 Stück Vieh eingespannt werden müssen. Aehnliches ereignet sich nach anhaltender Dürre, wo der Boden so ganz austrocknet, daß es vielen Regen braucht, um ihn zu durchweichen. Stellenweise sind so viele Quellen vorhanden, daß zum Abzug des Wassers ganz eigne Gräben gemacht werden müssen, die man mit Steinen ausfüttert, dann mit Mist und oben wieder mit Erde bedeckt. Dagegen ist auf diesen Gründen der Obstbau von nicht geringer Bedeutung und wird sowohl in Gärten als im Freien betrieben.

    Der Viehstand war (ohne den von Engelhaus und Buchau) am 30. April 1837:

           Bei der Obrigkeit. Bei den Unterthanen. Zusammen.
           ------------------ -------------------- ---------
Pferde              3                  186            189
                 (Alte)       ( 166 Alte,
                                 20 Fohlen)
Rindvieh           35                 2460           2495
                              (  18 Zuchtst.,
           ( 1 jung.St.,          3 junge St.,
            17 Kühe,           1703 Kühe,
             4 Kalb.,           165 Kalb.,
             9 Zugochsen,       540 Zugochsen,
             4 junge Ochsen)     31 junge Ochsen)
Schafe              -                 1063           1063
                              ( 766 Alte,
                                297 Lämmer)
Borstenvieh         4                   32             36
Ziegen              -                   98             98

    Von besonderer Wichtigkeit ist für den Landmann die Zucht des Geflügels, welches in den Sommermonaten einen starken Absatz nach Karlsbad findet.

    Die obrigkeitlichen 7 Maierhöfe, welche da, wo sie bestanden, angezeigt werden sollen, sind schon seit vielen Jahren emphyteutisirt und von jedem ist nur ein kleiner Theil an Grundstücken behalten und zeitlich verpachtet worden. Vom Gießhübler Hofe ist auch ein Theil in eigner Regie geblieben. Die Schäfereien sind ebenfalls eingegangen und die Gebäude abgetragen worden.

    Die Waldungen der Obrigkeit sind in 5 Reviere (Olitzhaus, Buchau, Espenthor, Schönau und Eichenhof) eingetheilt und betragen 3810 J. [=Joch] 1042 Kl.² [=Quadratklafter]. Sie liefern Fichten-, Tannen-, Kiefern-, Eichen-, Buchen-, Erlen- und Birkenholz, welches theils auf dem Dominium verbraucht, theils nach Karlsbad verkauft, theils auch in Stämmen durch Flößen auf der Eger, oder zu Schindeln und Brettern verarbeitet auf der Achse in den Saazer Kreis abgesetzt wird. Letzteres geschieht hauptsächlich von den Unterthanen, von welchen mehre nicht unbedeutende eigne Waldungen besitzen und eine Menge Hopfenstangen nach Saaz und der dortigen Gegend ausführen.

    Der Wildstand ist im Verhältniß zum Areale der Hft. nicht von Erheblichkeit; dennoch kann von dem, was die Obrigkeit zum eignen Verbrauch nicht benöthigt, ein Beträchtliches nach Karlsbad verkauft werden.

    Bei Satteles steht ein der Obrigkeit gehöriger Kalkstein-Bruch in Betrieb, welcher sehr ergiebig ist und trefflichen Mauerkalk liefert. Beim Schädel-Wirtshaus, nächst Engelhaus, wird eine eigne Gattung Porzellanerde, hier Steinspath genannt, zum Behuf der in Gießhübel bestehenden Porzellanfabrik gegraben.

    Mit Gewerben 4*) und Handel waren am Anfange des Jahres 1846 auf der ganzen Hft. (mit Ausnahme von Buchau und Engelhaus, s. unten) 158 Meister und andere Gewerbsinhaber, 61 Gesellen, 82 Lehrlinge und Hilfsarbeiter, beschäftigt. Darunter befanden sich folgende Meister und Gewerbsherren: 3 Bäcker, 3 Bierschänker, 1 Bräuer, 3 Faßbinder, 14 Fleischhauer, 2 Glaser, 1 Hammerschmiedt, 3 Leinweber, 2 Lohnkutscher, 2 Maurer (12 Gesellen), 1 Mühlenbauer, 15 Müller, 1 Papierhändler, 1 Potaschensieder, 1 Rauchfangkehrer, 2 Schlosser, 14 Schmiedte, 30 Schneider, 27 Schuhmacher, 1 Steinguthändler, 2 Steinmetze, 12 Tischler, 9 Wagner, 1 Wasenmeister und 1 Zimmermeister (10 Gesellen). Handelsleute waren: 1 Besitzer einer gemischten Waarenhandlung, 5 Krämer und Hausirer.

    Sanitätspersonen sind: 1 obrigkeitl. Arzt (Med. Dr.) (in Gießhübel) und 4 Hebammen (in Gießhübel, Langgrün, Pürk und Zwetbau).

    Das 1838 gegründete Armen-Institut hatte am Schluß des Jahres 1845 ein Stammvermögen von 547 fl. 46¾ kr. C. M. und 640 fl. 12 kr. W. W.. Die Einnahme dess. J. war 209 fl. 28¾ kr. C. M. (größtentheils aus den obrigkeitl. Renten) und 32 fl. ¾ kr. W. W., die Zahl der Armen 38.

    Die Karlsbader Straße durchschneidet den südlichsten Theil der Hft. vom Neuhofe, östlich von Buchau, bis zum Dorfe Berghäusel, bei Karlsbad, in einer Länge von mehr als 3 Stunden. - In Buchau ist eine k.k. Brief- und Fahrpost.

Die Ortschaften sind:

1) Gießhübel
[insgesamt 13 Zeilen; nicht abgeschrieben]

2) Sollmuß [Sollmus]
[insgesamt 20 Zeilen; nicht abgeschrieben]

3) Höhlmühl, Höllenmühle, Höllmühl
[insgesamt 6 Zeilen; nicht abgeschrieben]

4) Neudörfel
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

5) Schönau,
½ St. [=Stunde] unw. [=unweit] von Gießhübel, Dorf von 64 H. [=Häusern] mit 458 E. [=Einwohnern], worunter eine israel. [=israelitische] Fam. [=Familie], ist nach Sollmuß [Sollmus] eingepf. [=eingepfarrt] und hat 1 öffentliche Kapelle zum heil. [=heiligen] Martin B. [=Bischof; also der heilige Bischof Martin von Tours] mit einem Gottesacker für die dortige Gemeinde; auch ist hier 1 obrigkeitl. [=obrigkeitliches] Försterhaus. Die Kapelle ist 1775 vom Grafen Ludwig von Hartig errichtet und dotirt worden.

6) Engelhaus, auch Engelsburg und Engelstadt
[insgesamt 67 Zeilen; nicht abgeschrieben]

7) Espenthor
[insgesamt 4 Zeilen; nicht abgeschrieben]

8) Buchau
[insgesamt 86 Zeilen; nicht abgeschrieben]

9) Taschwitz
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

10) Bergles, Pergles
[insgesamt 12 Zeilen; nicht abgeschrieben]

11) Langgrün
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

12) Ohorn,
¾ St. [=Stunde] onö. [=ostnordöstlich] von Gießhübel, Dorf von 25 H. [=Häusern] mit 132 E. [=Einwohnern], nach Bergles eingepf. [=eingepfarrt]

13) Olitzhaus
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

14) Zwetbau
[insgesamt 7 Zeilen; nicht abgeschrieben]

15) Hartmannsgrün
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

16) Schömitz
[insgesamt 28 Zeilen; nicht abgeschrieben]

17) Rittersgrün
[insgesamt 5 Zeilen; nicht abgeschrieben]

18) Unter-Lomitz
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

19) Mühldorf
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

20) Altdorf
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

21) Eichenhof
[insgesamt 6 Zeilen; nicht abgeschrieben]

Folgende Dörfer sind zu fremdherrschaftlichen Kirchen eingepfarrt:

22) Teschetitz
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

23) Neuhof
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

24) Pürk
[insgesamt 4 Zeilen; nicht abgeschrieben]

25) Tesch, Tösch
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

26) Höfen
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

27) Berghäusel, auch Bergdörfel
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

28) Satteles
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

29) Pullwitz
[insgesamt 3 Zeilen; nicht abgeschrieben]

30) Rodisfurt, Rodisfort
[insgesamt 8 Zeilen; nicht abgeschrieben]

31) Lappersdorf
[insgesamt 4 Zeilen; nicht abgeschrieben]

32) Ober-Lomitz
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

33) Ranzengrün
[insgesamt 2 Zeilen; nicht abgeschrieben]

Auch gehören zur Herrschaft:

34) von der Stadt Buchau 9 H. [Häuser], und

35) von der Stadt Engelhaus 6 H..

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Fußnoten (Originaltext):
 *) Riegers Materialien etc. etc. IX. Heft. - Vergl. auch oben
    Hft. Neudek, S. 76.
**) Die Versteigerung der Stiebarschen Güter (worunter
    auch Neudek, Schöbritz u. Priesnitz etc.) fiel so
    günstig aus, daß dem Besitzer, ganz gegen seine
    Erwartung, noch 600000 fl. B.Z. herausbezahlt werden
    konnten.
3*) Das Nähere folgt weiter unten, bei der Beschreibung
    von Schömitz.
4*) Von der obrigkeitlichen Porzellan- und Steingut-Fabrik,
    die laut früheren Mittheilungen des Gießhübler Amtes
    in Gießhübel betrieben wird, geschieht in den 1846 für
    unsere Topographie gelieferten Gewerbsnotizen keine Erwähnung.
    Dem "Handbuch des Königreichs Böhmen für 1847" (S. 634)
    zufolge besteht diese Fabrik noch und ist an "Hrn. Franz
    Lehnhart" verpachtet.
 
 
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